„nur Arschputzen?“ – Was Pflegende leisten

Durch privaten Mailkontakt mit einem männerrechtlichen Kommentator bin ich auf die Idee gebracht worden, einen Beitrag darüber zu schreiben, welche Klischeevorstellungen zum Thema Pflege sehr weit verbreitet sind. Auslöser waren die zT doch sehr unwissenenden Kommentare unter Erzählmix’s Comic über Sozialarbeit. Mein erster Gedanke dazu war „gibts doch alles schon“. Es gibt einige sehr gute und interessante Pflegeblogs, zB Pflegewecker, die „Pisspage“, oder auch Anerkennung-Pflege (gibt noch mehr, aber die fallen mir spontan ein, wer will, kann in den Kommentaren gern ergänzen), die aber außerhalb der Insider kaum bekannt sind. Auch bei unserem Pflegestreik-Treffen war das lebhaftes Diskussionsthema. Einstimmiger Konsens: „mehr Öffentlichkeit, aber weg von der Scheiße“. Damit gemeint war das Bestreben, Pflege als ganzheitliche Arbeit positiv darzustellen und wertzuschätzen und nicht auf „Scheiße wegputzen“ zu reduzieren. Denn seien wir ehrlich, genau das ist doch das Bild, das die allermeisten von der Pflege haben. Die erste Assoziation ist doch das Bild einer vollgeschissenen Windel, oder? Aber Pflege ist weit mehr als das. Natürlich gehört die Intimpflege von Menschen auch dazu. Aber unterm Strich macht das etwa 2% aller Aufgaben einer Pflegefachkraft aus. Unter dem Hashtag #Pflegekann kann man in Kurzfassung einiges verfolgen, was Pflege alles bedeutet.

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Wenn Zufall, Glück und ein paar Sekunden über Leben oder Tod entscheidend sind

Dass ich täglich bei meiner Arbeit vielen Menschen das Leben rette, ist eine Tatsache, die bisher bei mir eher unter „ferner liefen“ abgespeichert war. Klar, die Versorgung mit Nahrung, Flüssigkeit, Medikamenten, ärztliche Betreuung und Wundversorgung sichert erstmal täglich das leibliche Leben, und eine persönliche individuelle Betreuung, so gut es geht, auch ein wenig das seelische Wohlbefinden. So weit, so klar.

Aber wie man unmittelbar einem Menschen das Leben retten kann und wie wahnsinnig viel Glück dabei sein kann, wird einem nicht jeden Tag so krass vor Augen geführt.

Eine Dame, die unter schizophrenischen Anfällen leidet, ist bekannt dafür, oft und laut zu schimpfen. Wäre kein größeres Problem, wenn man verstehen würde, was sie sagt, denn sie spricht kein Wort deutsch.

Heute war sie wieder besonders gut drauf und hielt die ganze Station in Stimmung. Sie saß im großen Aufenthaltsraum und marschierte zielstrebig auf den Balkon, wo sie ganz gern sitzt und mal eine raucht. Also noch kein Grund zur Beunruhigung.

Der glückliche Zufall wollte es aber heute, dass ich just in dem Moment auf den Balkon rausschaute, als sie sich einen Stuhl an die Balkonbrüstung geschoben hat, da rauf geklettert ist und bereits mit einem Knie auf der Brüstung hockte (wir sitzen im 3. OG).

Ich bin wie von der Tarantel gestochen rausgeflitzt und hab sie dort wieder zurück geholt, was zum Glück trotz mangelnder Sprachkenntnisse kein Problem war. Ein größeres Problem war die Tatsache, dass keiner rauskriegen konnte, warum sie das getan hat. Einmaliger extremer Aussetzer oder tatsächlicher bewußter Wille, sich umzubringen?

Ich mußte auf Nummer sicher gehen. Ich hab dann erstmal die nächsten Stunden damit verbracht, mit Pflegeleitung, Ärzten und Betreuern zu telefonieren. Irgendwann hat es dann zwischendurch jemand geschafft, auf die Frage, ob sie sich etwas antun wollte, ein deutliches Nicken rauszubringen.

Jetzt hatte ich ein richtiges Problem. Bei so deutlichen suizidalen Anzeichen bei psychisch Erkrankten ist nicht lange Fackeln und Diskutieren angesagt, sondern Notarzt. Ich bin ja sonst ein Verfechter des Rechts auf Selbstbestimmung, was das eigene Ableben angeht. Aber wir haben es ja hier mit Schutzbefohlenen zu tun, die in aller Regel selbst nicht mehr wissen, was sie tun. Und nach langem hin und her hat sie sich glücklicherweise damit einverstanden erklärt, in eine psychiatrische Klinik mitzukommen, deren Einweisung aufgrund der Akutsituation Gott sei Dank reibungslos verlief.

Nach all dem Theater, während dem ich – wie immer eigentlich in solchen oder ähnlichen Streßsituationen – ruhig blieb und einfach routiniert funktionierte, kam die Pflegeleitung kurz vor Feierabend noch zu mir und fragte, ob alles ok sei. Und dann ist alles hochgekommen und ich fing an zu heulen. Der Gedanke, dass es reiner Zufall war, dass ich die Situation auf dem Balkon gerade so mitbekommen habe, und nur wenige Sekunden später wahrscheinlich alles zu spät gewesen wäre, war auf einmal zu viel für mich. Sie hat mich beruhigend in den Arm genommen und mir beteuert dass ich keine Schuld habe, es ist gerade noch mal alles gut gegangen, und ich soll ruhig heulen, das tut halt gut. Das war vermutlich auch das Beste, was sie in dem Moment tun konnte.
Ich glaube, so viele Schutzengel wie heute hatte ich selten im Leben.

Nein heißt Nein – Vorteile/Nachteile

Nein heißt Nein, eine unendliche Geschichte. Nachdem Evolutions-Christian mir erst vorhielt, eine persönliche Befriedigung dabei zu empfinden, wenn ich für die These „Nein heißt Nein“ spreche, fragt er nun nach allgemeinen Vorteilen. Da kann ich einige nennen.

1. Sicherheit
Nein heißt Nein zu befolgen ist im Zweifelsfall IMMER der sicherste Weg. Das allein sollte schon Grund genug sein, aber es gibt noch mehr.

2. Anerkennung
Ich denke, keine Frau wird sauer oder verächtlich auf einen Mann reagieren, der ihr auf die eventuelle Frage, warum er denn aufgehört hat, antwortet: Du hast Nein gesagt. Das nehme ich ernst.

3. Verantwortung gegenüber unsicheren und unerfahrenen Frauen
Eine unsichere Frau, die noch nicht so genau weiß was sie will, wird dankbar sein, wenn man ihr rücksichtsvoll und einfühlsam begegnet. Ihre Unsicherheit auszunutzen und sie in eine Richtung zu lenken, die sie vielleicht nicht will, ist gefährlich und egoistisch. Sich über ihr Nein hinwegzusetzen kann sich negativ prägend auswirken. Wenn sie sich fragen muß „warum macht der jetzt weiter, ich hab doch nein gesagt“, wird das ihre Unsicherheit nur bestärken. Zumindest innehalten und sich vergewissern, ist nie falsch.

4. langfristiges Beseitigen von Mißverständnissen
Natürlich gibt es sie. Diese Frauen, die lieber Spielchen spielen, als klar zu sagen, was sie wollen. Diesen Spaß sollen sie haben. Aber sie sollten sich klar sein, dass diese Spielchen der Hauptgrund dafür sind, dass manche Männer glauben, dass ein Nein prinzipiell nicht bindend ist und damit den Weg ebnen für Mißverständnisse.
Was passiert im schlimmsten Fall, wenn ein Mann an eine Frau gerät, die nur spielt, aber er lässt nach dem Nein von ihr ab? Sie wird enttäuscht sein. Ist Enttäuschung über verpassten Sex nun schwerwiegender zu bewerten als die Tatsache, dass er ihr Wort ernstgenommen hat? Ist der Verzicht auf Sex seitens des Mannes schwerer zu ertragen als die Ungewissheit ob der Sex gewollt war oder nicht?

Nachteile von Nein heißt Nein?

Ein Nein kann so nicht mehr beliebig ausgelegt werden.
Eventuelle Enttäuschung bei Frauen, die eine andere Reaktion erhofft haben.

Natürlich kann ein Nein Auslegungssache sein. Aber nicht Nein vs. Ja, sondern Nein vs. Nicht jetzt, nicht hier, nicht so oder nicht mit dir. Aber immer Nein die gegenwärtige Situation betreffend.
Ich streite nicht ab, dass es auch auf die nonverbale Reaktion der Frau ankommt, ob sie sich in einer sexuellen Situation wohl fühlt oder nicht. Sagt sie Nein, zeigt aber körperliche Reaktionen, die einen anderen Schluß erlauben, ist es wohl nicht zuviel verlangt, sicherzugehen und nachzufragen. Nicht jede unwillkürliche Reaktion des Körpers ist auch ein Zeichen für Erregung und Sexlust. Ein geschickter Liebhaber wird es auch schaffen, die Stimmung dadurch nicht zu ruinieren.

Zum Vorwurf, Nein heißt Nein sei eine dogmatische Ideologie sei angemerkt, dass das auf Nein heißt nicht Nein nicht weniger zutrifft. Nur mit dem Unterschied, dass Nein heißt Nein mehr Konsequenz und Disziplin erwartet.

Wieviel Magerwahn kann man noch verantworten?

Die 19jährige Ann Ward ist die Siegerin des American Next Topmodel 2010. Der Skandal hierbei: Sie wiegt bei einer Größe von 1,88m gerade mal 45kg! Top Model Tyra Banks, die als Jurorin der Show eine Verantwortung übernommen hat, soll begeistert von ihrer schmalen Taille gewesen sein, die man mit 2 Händen problemlos umfassen konnte. “Das ist irgendwas an ihr das ich maaaaggg” sollen ihre Worte gewesen sein.
Diese Entscheidung hat Empörung ausgelöst und wieder die alte Diskussion um Magermodels und deren Wirkung auf Kleinmädchenträume ins Rollen gebracht, von der man dachte, sie sei überstanden, oder zumindest überdacht worden, nachdem vor einigen Jahren die Kampagne „Leben braucht Gewicht“ ins Leben gerufen wurde, spanische Modeveranstalter Magermodels aus der Show ausgeschlossen haben, sowie andere Promis sich ebenfalls aktiv gegen Magermodels engagieren. Aber nun hat ein extremes Magermodel die Casting Show gewonnen. Gab es nicht auch bei der deutschen Germanys next Topmodel Show mit Heidi Klum eine ähnliche Fehlentscheidung, bei der ein völlig normalgewichtiges schlankes Mädchen mit den Worten „du bist zu dick“ rausgewählt wurde?
Man muß kein Genie sein, um zu wissen, welche Folgen diese Trends haben. Welche Auswirkungen sie auf das Essverhalten und damit auf den gesamten Gesundheitszustand junger Menschen haben können.
Ist das eine Trendumkehr? Werden Magermodels wieder in? Ist Tyra Banks und all den anderen Verantwortlichen nicht bewußt, welche Verantwortung sie haben, wenn sie solche Mädchen fördern, bzw „normalen“, gesunden Mädchen einreden, sie seien zu dick?