Thema verfehlt. Setzen, 6!

Die Debatte, die nun schon seit über 1 Woche die Medien dominiert, scheint nicht kleiner zu werden. Das finde ich klasse. Das zeigt, dass es sich keineswegs um eine überflüssige Lappalie oder einen Sturm im Wasserglas handelt, der nur aufgebauscht wird, und was übermorgen niemanden mehr interessieren wird, sondern dass hier ein gewaltiger Nerv getroffen wurde. Schade nur, dass diese Möglichkeit von einem Medium wie dem Fernsehen mit seinen Talkshows, die ein Millionenpublikum zu verzeichnen haben, einfach nur verkackt wird und dieses lieber mittels phrasendreschender Gäste auf Stimmungsmache und Geschlechterkampf setzt als auf Aufklärung und ernsthafte Diskussion. Mit Gästen ohne Ahnung vom Thema, die lieber darüber schwadronieren, was Laura Himmelreich alles falsch gemacht hat, ob Brüderle das eigentliche Opfer in der Debatte ist, und ob man denn nun gar nicht mehr flirten dürfe, statt sich dem eigentlichen Problem zu stellen. Die dumme Witzchen reißen, um wenigstens die Lacher des Publikums auf ihre Seite zu ziehen, wenn sie schon keine Argumente haben. Die nichts weiter zu sagen haben, als immer wieder darauf hinzuweisen, dass ja auch Männer Opfer sind. Die mit ihrer eigenen Abgeklärtheit kokettieren und sich über die anderen Gäste, denen wir die Debatte überhaupt zu verdanken haben, lustig machen. Die die Frage, ob wir in Deutschland ein Sexismus-Problem haben, mit ihrer Art, sich in der Diskussion einzubringen, gleich selbst anschaulich beantworten. Bei den Privaten wundert einen ja nichts mehr. Aber auch der angebliche Bildungsauftrag der ÖR glänzt hier durch Abwesenheit.
Es gibt etliche großartige Artikel und Blogposts, die dieses Problem besser ins Schwarze treffen als ich es in Worte fassen könnte. Darum hier eine kleine Linksammlung nur einiger wirklich treffender Analysen zum gefloppten Diskussionsversuch im TV zu #Aufschrei.

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Sexismus ist keine Überraschung, sondern Alltag

Die Debatte um Brüderle hat weitere Kreise gezogen, als ich es vermutet habe. Als gestern die ersten Artikel dazu erschienen sind, war ich nicht überrascht. Ich bin schließlich nicht von gestern. Ich weiß, dass Sexismus Alltag ist.
Ich war auch nicht über die typischen verharmlosenden Interpretationen überrascht, die üblicherweise darauf folgen. Die von „alles übertrieben“, „was hatte sie denn an?“, „war doch nur ein Kompliment“, „wer will denn nachts an einer Hotelbar über Politik reden?“, „warum erscheint der Artikel jetzt erst?“ bishin zur klaren Unterstellung der Falschbehauptung reichen.
Der Tenor ist der gleiche wie immer. Nicht der Vorfall selbst steht im Vordergrund. Im Vordergrund steht der Bote, der es überbringt. Nicht die Person, die die Übergriffigkeit begangen hat, kam an den Pranger, sondern die Person, die darüber redet. Die sich erdreistet, einen Politiker zu beschuldigen.

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Warum eigentlich twittern?

Es ist heutzutage leider schon fast eine Selbstausgrenzung, wenn man nicht in irgendeiner Form virtuell vernetzt ist. Jeder, der was auf sich hält, twittert oder diskutiert in Facebook oder sonstwo. Das kann so weit gehen, dass man seine Grenzen zwischen Realität und Virtualität verwischt, Prioritäten verschiebt und wichtige soziale Kontakte vernachlässigt.

Das hat mich dazu bewogen, mein eigenes Online-Verhalten mal genauer zu beobachten und mich zu fragen, ob ich es nicht übertreibe oder ob ich mich im Gegenteil noch stärker vernetzen und engagieren kann. Twitter nutze ich eigentlich nur, um hier und da auf neue interessante Artikel, interessante Statements oder Terminhinweise etc zu stoßen, die sonst unbemerkt an mir vorbeigehen würden, eben weil ich nicht den ganzen Tag auf allen erdenklichen Seiten online bin. Von daher ist es für mich eine übersichtliche Möglichkeit, up to date zu bleiben, selbst mal auf etwas hinzuweisen, schnell und unkompliziert ein Statement oder nur Zustimmung zu geben und natürlich auch zu sehen, was andere so verbloggen. Ich nutze es nicht, oder eher selten, um mich chatmäßig zu unterhalten. Von daher kann ich von mir behaupten, eine gesunde Distanz zu behalten. Von Facebook bin ich ohnehin nie ein Fan gewesen und war dort nie sonderlich aktiv. Ich finde es seltsam, wenn man von Freunden, Bekannten oder neuen Bekanntschaften gefragt wird, „ob man mich in Facebook adden kann“. Früher wurden Telefonnummern ausgetauscht oder zumindest Email-Adressen. Jetzt wird getwittert und gefacebookt. Und es werden stolz mehrere Hundert Buddys oder Follower präsentiert. Naja, jedem das seine. Ist auch in Ordnung so, schließlich ist das Internet das wahrscheinlich mit Abstand wichtigste Medium geworden. Solange man von mir nicht verlangt, jede Stunde meines Tagesablaufes und jede Aktivität öffentlich zu verkünden…