Raus aus meinem Uterus. Der #219a und seine Freunde.

Weil @DieJuramama mit jedem Satz Recht hat, sollte das hier wirklich jeder lesen.
Nur ein kleiner Auszug:

„…
Wer ernsthaft einen moralinsauren Stein auf eine Frau wirft, die eine Schwangerschaft beendet hat oder beenden will, sitzt so dermaßen exponiert in einem Glashaus, dass ich da gar nicht reinschauen möchte. Hier wird schonungs- und ahnungslos am letzten Glied einer langen Kette herummoralisiert, über Verhütung gelehrmeistert und über Verantwortung gefaselt, die „solche Frauen“ gefälligst zu tragen hätten, dass sich mich frage, wie es gleichzeitig sein kann, dass Kinderarmut seit Jahren zunimmt. Zudem wird Unterhaltsprellerei von ganzen Internetseiten rauf und runter gerechtfertigt und vom Gesetzgeber nicht mal im Ansatz so entschieden verfolgt, wie es die Hitzigkeit der Diskussionen um „Werbeverbote für Abtreibungen“ eigentlich konsequenterweise vermuten lassen müssten. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind es Frauen und ihr Uterus, die „das Leben schützen“ und ermöglichen? Wieso zum Teufel können Frauen denn dann eigentlich nicht schon immer völlig von Kinderwunsch oder Kindern unbehelligt durch eine eigene sichere finanzielle Existenz gehen und allein aufgrund ihrer beruflichen Kompetenzen jede Stelle der Welt bekommen? Warum endet ein Leben mit Kinderaufzucht des schützenswerten Lebens ganz sicher in bitterlicher Armut, wenn man nicht in einem Umfang berufstätig ist, als hätte man sich gegen dieses Kind entschieden?
…“

Lest den ganzen Text:

https://www.juramama.de/2018/12/14/raus-aus-meinem-uterus-der-219a-und-seine-freunde/

„Verletzung von religiösen Gefühlen“

Einen sehr schönen Text, der es Wert ist, als Blogpost verewigt zu werden, hat Schlecky Silberstein geschrieben. Ich könnte ihn in Gänze zitieren, also lest ihn einfach.

Die benannten Fakten sind alle nicht neu, sondern längst belegt, werden aber immer wieder mit einer beeindruckend hartnäckigen Ignoranz und schmollendem Beleidigt sein gewürdigt.

Viel muß man dazu auch nicht mehr ergänzen, nur 2 oder 3 kleine Anmerkungen von mir, denn die „Gegenargumente“, wenn mal welche kommen, sind ja auch immer die gleichen.

„Wir sind nun mal ein christlich geprägtes Land und unsere Werte stammen aus dem Christentum“

Unsere Werte (Demokratie, Humanismus, Menschenrechte, Gleichberechtigung) sind kein Produkt des Christentums, sondern mußten hart gegen die Kirchen erkämpft werden. Bis auf Weißrussland ist der einzige europäische Staat, der bis heute die europäische Menschenrechtskonvention nicht unterzeichnet hat, der Vatikan. Wie sich die Kirche trotzdem anmaßen kann, dass sie mit ihren „Werten“ unsere Gesellschaft geprägt hat, kann man nur mit Größenwahn und Verlogenheit erklären.

„Aber die Kirchen tun doch so viel Gutes“

Wenn überhaupt, tun Menschen Gutes, und nicht Kirchen. Und wer Menschen unterstellt, ihr gutes Handeln beruhe nicht etwa auf einer normalen menschlichen Empathie, sondern nur auf einer Konfession und damit auf der Hoffnung auf ein Ticket ins Paradies, der tut mir ernsthaft leid für sein Menschenbild.

Im Namen der Kirchen wird gutes getan, das stimmt wohl. Aber keineswegs ist auch überall tatsächlich Kirche drin, wo Kirche draufsteht. Vor allem, wenn es um Finanzen geht. Bischofsgehälter und konfessionelle Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie seien nur als Beispiele genannt.

„Das Nazi-Regime war auch atheistisch“

ROFL. Klassische Geschichtsverfälschung ersten Ranges (mal ganz abgesehen von dem armseligen Argumentationsmuster). Die unheilige Kooperation zwischen der katholischen Kirche und Hitler ist hinreichend belegt und hat dazu geführt, dass die Kirchen bis heute Einfluß in Politik und Wirtschaft haben und der Staat heute noch milliardenschwere Kirchensubventionen leistet, die JEDER (auch jeder Anders- und Nicht-Gläubige mit seinen Steuerzahlungen mitträgt. Man informiere sich im Falle des Zweifels über das „Reichskonkordat„.

All das wird aber nicht gern gehört, sondern wie gesagt eher schmollend ignoriert. Weil, religiöse Gefühle und so. Offenbar sind die mehr Wert als Fakten. Nun ja…

#Incels und der Mörder von #Toronto

Es will mir ja nicht in den Kopf, welche Energie manche Menschen dafür einsetzen, gegenüber dem Massenmörder von Toronto Verständnis oder Mitgefühl zu propagieren, weil der ja, von Frauen abgelehnt, das eigentliche Opfer ist, der nur ein bisschen Hilfe gebraucht hätte und zu dem man/frau ja nur etwas netter hätte sein müssen, dann wäre das alles sicher nicht passiert.

Es gibt Millionen Menschen, die das gleiche beschissene Schicksal haben. Die nie das Glück hatten, eine Partnerschaft und eine erfüllte Sexualität zu erleben (und ja, letztlich ist es nichts anderes als reines Glück). Die hassen das andere Geschlecht trotzdem nicht und werden nicht zum Mörder.

Wie kann man also so einen Täter auch noch in Schutz nehmen und ihn vom Vorwurf des Frauenhasses freisprechen? Der Teil einer Subkultur ist, die den Frauenhasser und -mörder Elliot Rodgers, der selbst sagte: „Mädchen gaben ihre Zuneigung, Liebe und Sex anderen Männern, aber nie mir. Ich bin 22 Jahre alt, und ich bin immer noch Jungfrau. Ich weiß nicht, warum ihr Mädchen euch nicht zu mir hingezogen fühlt, aber ich werde euch alle dafür bestrafen.“, als Märtyrer bewundert? Wie kann man ihn sogar als „Opfer einer durchfeminisierten und männerfeindlichen Gesellschaft“ betrachten? Vor allem wenn man bedenkt, für welche lächerlichen Peanuts Frauen vergleichsweise pauschal Männerhass unterstellt wird. Und hier passierten mehrere gezielte Morde und für den Täter wird Verständnis geäußert, weil man ja schon mal wütend werden kann, wenn einen keine Frau beachtet? Sicher war nicht nur Frauenhass ein Motiv, es wird allgemein Menschenhass ein Motiv gewesen sein. Was aber letztlich keine Rolle spielt. Er hat Menschen ermordet und es gibt keinen Anlass, diese Schuld irgendwie herumzudrehen und anderen Menschen aufzubürden, deren einziges Verbrechen es ist, nicht mit ihm schlafen zu wollen. Die Denke, es gäbe einen Anspruch auf Sex, und wenn der nicht befriedigt wird, sei physische oder psychische Gewalt ein nachvollziehbares oder gar legitimes Mittel, ist zutiefst pathologisch und vermutlich das Ergebnis einer toxischen Sozialisierung, die in solchen Subkulturen, wie man sie zB auch bei der Pick up-Ideologie findet, fleißig genährt wird. Aber kann das eine Entschuldigung für solche schrecklichen Straftaten sein? Natürlich nicht.

Wo bleibt hier also der Appell an die Eigenverantwortung für das Handeln eines jeden Einzelnen?

Letztlich kommt hier, wenig überraschend, das zum Vorschein, was im Antifeminismus üblich ist: Schuld sind Frauen und der Feminismus und die Gesellschaft. Also die anderen. Weil Sex – und zwar um Gottes Willen nicht nur mit einer Frau, das wäre ja voll beta!!!drölf, sondern mit möglichst vielen Frauen – das ist, was einen richtigen Mann ausmacht und die blöden Feministinnen das am liebsten alles verbieten wollen, können die natürlich auch nur Schuld an der Misere der Incels sein, die in dem Massenmord in Toronto ihren traurigen Höhepunkt fand.

Sorry Männer, alles biologisch

Eine sehr unterhaltsame Replik auf die Debatte um den entlassenen Google-Mitarbeiter hat Anett Selle in der Welt geliefert.
Ich habe wirklich sehr geschmunzelt. Vor allem deswegen, weil sie 1. all den „Frauen können das nicht, weil Frauen“- Biologisten die eigene Medizin kräftig um die Ohren haut. Und weil 2. sehr deutlich klar wird, dass sie ihre Argumentation lediglich als unterhaltsamen Spiegel nutzt und keineswegs irgendeinem ernstgemeinten lächerlichen Sexismus fröhnt.

Wirklich grandios gelungen. Daher absolute Leseempfehlung. 🙂

antifeministische Widersprüche

Bekanntermaßen ist der Antifeminismus von sehr vielen Unlogiken und Widersprüchen durchsetzt, die mir schon seit langer Zeit immer wieder auffallen. Ich versuche das mal in einer kleinen Übersicht etwas thematisch aufzudröseln.
(Keine Garantie auf Vollständigkeit)

Weiterlesen

Maskulist: „ALLE materiellen Transfers laufen in dieser Gesellschaft nur in eine Richtung: VOM Mann ZUR Frau.“

Vor einiger Zeit fand hier eine Diskussion zum Thema „Abteibungsrecht für Männer“ statt. Dort hat sich ein User namens @crumar eingemischt, der in einem Kommentar folgende Aussage fallen ließ:

„denn die materiellen Transfers in diesem Land gehen *immer* in eine Richtung – *vom* Mann *zur* Frau.“

Und kurz danach gleich noch mal wiederholt:

„ALLE materiellen Transfers laufen in dieser Gesellschaft nur in eine Richtung: VOM Mann ZUR Frau.
Und das schon seit mehreren Jahrzehnten.“

Diese Aussage rief natürlich einigen Widerspruch hervor.
Für mich gab es keinen Zweifel daran, dass diese doch sehr absolut und auf primitivsten antifeministischen Niveau gehaltene Aussage die Behauptung impliziert, dass Frauen generell

1. keiner steuerpflichtigen Erwerbsarbeit nachgehen
2. keinen einzigen männlichen H4-Empfänger, geschweige denn einen Partner mitfinanzieren, oder Unterhaltszahlungen leisten
also 3. ausschließlich auf Kosten von Männern leben, also schmarotzen

Dafür spricht die eindeutige Wortwahl „alle“, „immer“, „nur“. Eine „Argumentation“, die mir nur allzu bekannt vorkommt. So wurde schon vor etlichen Jahren im gelben Hetzforum über Frauen hergezogen.

Keine Frage also für einen normal denkenden Menschen, dass diese Aussage so völlig unsinnig und frauenfeindlich ist.

Eine Stellungnahme von @crumar dazu gab es nie.

Nun ergab eine interne Unterhaltung mit einem anderen Kommentator die Frage, ob das nicht auch anders gemeint sein könnte, als es da wörtlich gesagt wurde. Ich wüßte nicht, wie man eine so eindeutige Aussage verwässern und verharmlosen kann, ohne sie inhaltlich zu verdrehen. Meiner Meinung nach tritt hier eine gewisse Grundhaltung zutage, die durchaus frauenfeindlich genannt werden kann.

Da @crumar sich dazu aber nicht mehr geäußert hat, gebe ich ihm auf Empfehlung besagten Kommentators in der internen Unterhaltung (ebenfalls ein Maskulist übrigens, nicht dass jemand auf die Idee kommt, zu behaupten, ein Feminist hätte mich aufgehetzt, @crumar hier vorzuführen, ich kenn ja meine Pappenheimer…) hier noch mal die Möglichkeit, dazu etwas zu sagen und den Eindruck den er hinterlassen hat, zu revidieren. Oder bleibt er bei dieser Aussage so wie sie da steht? Ich habe keine Kontaktdaten von ihm, bin mir aber fast sicher, irgendeiner der hier fleißig mitlesenden Maskulisten und Antifeministen werden ihn darauf aufmerksam machen.

Bin gespannt, ob dazu noch mal was kommt.

In der Vergangenheit wühlen – je nach Geschlecht erlaubt oder nicht

Anne Wizorek hat in ihrem aktuellen Artikel ein paar Fragen zum Fall Lohfink gestellt. Eine greife ich mal raus.

Warum ist es nicht relevant, dass einer der Männer in der Vergangenheit durch ähnliche Taten aufgefallen sein soll?

Auf einem Antifem-Blog hat man eine glorreiche Antwort darauf gefunden:

„Wenn man zwei Absätze vorher postuliert, dass die Vergangenheit der Angeklagten Lohfink nicht relevant sein sollte, ist das eine äußerst merkwürdige Frage. Aber was bei Frauen auf gar keinen Fall sein darf, nämlich das Herumrühren im Vorleben, denn das ist ja „slut-shaming“, das geht bei Männern natürlich problemlos.“

Hat dabei wohl allerdings einen wichtigen Unterschied „übersehen“.

Während Lohfinks „schlimme Vergangenheit“ darin besteht, sich medienwirksam ins Rampenlicht zu stellen, damit aber niemandem geschadet hat (obwohl sie ja darum per se schon mal kein Opfer sein kann, darum mußmußmuß immer und immer wieder betont werden was das für ne Schlampe ist…), geht es bei dem jungen Mann darum, dass er bereits bei anderen Frauen übergriffiges Verhalten gezeigt haben soll. Ein winzig kleiner Unterschied, den man im Eifer des Gefechts schon mal vernachlässigen kann. Allerdings halte ich den Punkt ja für wesentlich relevanter. Aber was weiß ich schon.
Besagter Kommentator zieht eine künstliche Grenze zwischen den Geschlechtern („was bei Frauen nicht sein darf, geht bei Männern“), statt darauf zu achten, wie sich das Verhalten konkret unterscheidet.

Insofern ist Wizoreks Frage natürlich völlig berechtigt. Aber das darf man ja nicht sagen. Wenn das Gericht festgestellt hat, dass Lohfink schuldig ist, dürfen keine kritischen Fragen mehr gestellt werden, klar.

sexistische Einstellungsverfahren – je nach Geschlecht erlaubt oder nicht

Mal eine kurze Anmerkung nebenbei.

Das mit den Quoten bei Einstellungsverfahren ist ja immer so eine Sache. Was wird immer, wenn Frauen bei gleicher Qualifikation ggü Männern bevorzugt eingestellt werden sollen, Zeter und Mordio geschrieen. Erst recht, als irgendwo gesagt wurde, dass Frauen irgendwo angeblich trotz geringerer Qualifizierung bevorzugt eingestellt werden sollen. Antifeministen sehen hier immer – na was? Männerdiskriminierung!!! Aber warum? Obliegt es nicht der Entscheidung eines Personalers, sich die gewünschten Mitarbeiter für die Stelle auszusuchen?

Die sexistische Einstellungspolitik, die „Anne Nühm“ vor einiger Zeit recht offenherzig beschrieb, nämlich qualifizierte Bewerberinnen für eine bestimmte Stelle gar nicht erst einzuladen, einfach weil sie Frauen sind, (offizielle Ausrede, weil sie es halt weder können, noch wirklich wollen, weil wegen Natur und so) wird immerhin als legitimes Recht eines jeden Arbeitgebers akzeptiert. Nachzulesen, wie glasklar der Sexismus nachgewiesen, und wie geschmeidig sie von der Userin @Aurelie an die Wand argumentiert wurde, hier (Unbedingte Leseempfehlung! Die Geduld von @Aurelie, mit Fakten gegen dumpfen Sexismus zu argumentieren, ist bemerkenswert).

Also was jetzt. Ist es nun das Recht eines jeden Arbeitgebers, einzuladen und einzustellen, wen er will, oder nicht? Entscheidet euch mal.

Intellektuelle Bankrotterklärung: die Hässlichkeitskeule

Ein interessanter Text ist auf watson.ch erschienen. Stefanie Sprengnagel macht sich dort ein paar sehr lesenswerte Gedanken zu einem der unzähligen, ähm… eher mittel intelligenten antifeministischen Mythen der angeblich so häßlichen Feministinnen bzw linken Frauen. Zitate dazu gibt es Dutzende. Ein paar Beispiele findet man im Text:

«Der Feminismus ist der Kommunismus der Frauen, die unter der Tatsache ungleich verteilter Schönheit leiden.»

«Dass die meisten hässlichen Frauen links sind, ist nicht grundlos. Schliesslich hoffen sie, dass wenigstens ein verzweifelter Migrant bei ihnen drüber geht. Bevorzugt Moslems, die verwenden eine Burka und einigermassen gut ist.»

–ŸŸ «Adipöse Linksfrustlerin.»
– «Hässliche Schlampe.»
– «Hässlichkeit begleitete einen eben ein ganzes Leben lang.»
– «Kein Wunder, wer so hässlich ist, braucht sich nicht mal vor notgeilen Rapefugees zu fürchten.»
– «Nur weil du so unattraktiv bist, musst du nicht permanent andere Leute anekeln.»
– «Pfui Teifl, ist die Frau ekelhaft … bitte schlagt ihr in die Fresse, das wird alles besser machen.»

(Auf ihrer Facebook-Seite hat sie dazu eine kleine Sammlung gelistet)

Charles Bukowski sagte: „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren“
Rene Kuhn, ehemaliger SVP-Präsident bezeichnete linke Frauen als „zerlumpte Vogelscheuchen“.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Feminismus und/oder „Links“ mit fehlender Attraktivität in Verbindung zu setzen, hat ja eine lange Tradition. Nicht nur als spinnertes Randphänomen irgendwelcher antifeministischer und/oder rechter Hohlköpfe, sondern durchaus sehr breit gefächert durch die Gesellschaft gezogen.

Das Prinzip funktioniert einfach: Willst du eine unbequeme Frau angreifen und kleinmachen, triff sie dort, wo es ihr gefälligst am meisten zu schmerzen hat – bei ihrer Attraktivität. Das ist es schließlich, worum Frauen sich am meisten sorgen. Attraktiv auf andere zu wirken. Eine Frau, der die Attraktivität abgesprochen wird, hat ihre Würde als Frau verloren. Es beschämt sie so sehr, dass sie für immer den Mund hält und sich zurückzieht. Zumindest so der heimliche Wunsch. Hinter dieser Denke ist ein ziemlich sexistisches Weltbild verankert. Die einzige Aufgabe einer Frau ist es, schön zu sein. Erfüllt sie diese Aufgabe nicht, hat sie verloren. Und weil man sie so am besten demütigen kann, wird sie der Einfachheit halber darauf reduziert. Sie schreibt Gedichte? Arbeitet in der Krebsforschung? Repariert Autos? Kann toll singen? Pflegt Menschen gesund? Engagiert sich ehrenamtlich? Ist Unternehmerin? Hat 5 Kinder groß gezogen? Steht im Guinnesbuch der Rekorde? Sie leistet einfach irgendwas tolles im Leben, das unabhängig ihres Aussehens funktioniert? Egal, sobald sie Feministin oder links ist. Sie in irgendeiner Kompetenz zu kritisieren, würde voraussetzen, sich damit zu befassen. Einfach „häßlich!!“ zu schreien, geht auch ohne jede Ahnung von irgendwas.

Leider hat das Prinzip auch einen Nebeneffekt. Es nutzt sich ab. Nicht dass die Häßlichkeitskeule jemals ein Ersatz für Argumente war, aber je inflationärer sie eingesetzt wird, desto lächerlicher wird sie.

Dennoch verfehlen solche Angriffe natürlich nicht immer ihre Wirkung. Sprengnagel beschreibt es folgendermaßen:

«Du bist so hässlich» ist psychologische Kriegsführung. Das Argument, mit dem man zuverlässig jede Frau trifft. «Bodyshaming» und seine Untergruppe, das «Fatshaming», schmerzen, ganz einfach. Wer stark ist, schluckt’s runter, macht einen lustigen Spruch und hofft, dass es nicht aufstösst. Wer nicht so stark ist, wird essgestört.

Wenn das so stimmt, muß ich wohl verdammt stark sein. Mich sollten solche Auswürfe auch schon des öfteren treffen. Haben sie aber nie. Die einzige Wirkung, die bei mir eingetreten ist, ist wahlweise herzhaftes Lachen oder facepalmen. In jedem Fall aber die Gewissheit über die Dummheit desjenigen, der mich da treffen wollte. Zumal es bisher ausschließlich von irgendwelchen fremden Kommentatoren kam, die online natürlich leicht die Fresse aufreißen können, ohne die Person, über die sie da herziehen, auch nur ansatzweise zu kennen. Wenn das keine abgrundtiefe Dummheit ist, was bitte dann?

Aber nur weil mich das Phänomen nicht trifft, ist es natürlich trotzdem existent. Die Häßlichkeitskeule wird nach wie vor ungehemmt geschwungen, ungeachtet der Tatsache, dass sie weit mehr über den Lästerer aussagt als über die Person, die er treffen will. In dieser Hinsicht (nicht nur in dieser) sind die antifeministischen/rechten Keulenschwinger einfach völlig lernresistent. Vielleicht deswegen weil sie wirklich weder eigene Ideen für ihre Agenda, geschweige denn rationale Argumente haben, und deswegen auf die primitive Schiene ausweichen müssen. Die Hässlichkeitskeule als „psychologische Kriegsführung“, wie Stefanie Sprengnagel es in ihrem Text formuliert, ist schlicht eine intellektuelle Bankrotterklärung. Punkt.

„#Pöbelmaskulismus“ und „Werner Stahl“ – echtes Problem oder Hetze?

Der Text von Simon Hurtz über den „Pöbelmaskulismus“ hat einige Diskussionen ausgelöst, die ich mit teilweise amüsiertem Interesse verfolgt habe.
Bei Lucas Schoppe wurde dazu einiges kommentiert. Es wurde unter anderem vorgeworfen, dass der Artikel eine „Hetzpropaganda“ sei, weil er sich an radikalen Vertretern wie „Werner Stahl“ aufhänge, was gängige Ängste und Vorurteile bestätigen würde. In mehreren Äußerungen wurde die Existenz von „Werner Stahl“ sogar schlicht geleugnet. Dass „Werner Stahl“ tatsächlich existiert, und lediglich der Name geändert wurde, wurde von Herr Hurtz bereits erklärt.

Da sich die beginnende Diskussion dazu dazu in meinem anderen Themenstrang zu einem eigenen Thema zu entwickeln scheint, führe ich das mal gesondert hier fort:

Ich habe selbst damit begonnen, den Hurtz-Artikel um die Pöbelmaskulisten zu thematisieren:

„Worüber ich mich gewundert habe, ist eher, warum Einzelfälle, über die Frau Simon berichtet als etwas bezeichnet werden, „was jeder Mann seit 10 Jahren kennt“, also zur Allgemeinheit erhoben wird, aber die Existenz frauenfeindlicher Idioten wie „Werner Stahl“, die sich nun mal zweifelsfrei im Antifeminismus tummeln, angezweifelt wird. Da ist von „Strohmännern“, „Scheinriesen“, oder gar „Erfindung“ die Rede. Ich kann dir entgegenhalten, dass solche „Werner Stahls“ so ziemlich jeder Frau und jedem Mann bekannt sind, die es wagen, sich profeministisch zu positionieren (und ich unterstelle, auch jedem Maskulisten, der nicht völlig blind durch die Welt zieht). Aber im Gegensatz zu Frau Simon ist Herr Hurtz in seinem Pöbelmasku-Artikel wenigstens so ausgewogen, die Sache nicht nur einseitig zu betrachten. Unterm Strich hast du also Recht. Der Hurtz-Text ist keine reine Schimpftirade (denn das ist ein Rant eigentlich), sondern wie du schon gesagt hast, eine „überspitzte, im Kern aber schon korrekte und im Rahmen der journalistischen Ermessensspielräume zulässige Darstellung des Themas“. Was daran jetzt Problem ist, sehe ich aber nicht. Ist es vielleicht nicht genehm, die Schattenseiten des Maskulismus zu beleuchten? Ist Maskulismuskritik etwa ganz allgemein nicht erlaubt? Ich finde diese Beobachtungen interessant und eigentlich eines eigenen Artikels würdig, denn hier geht es etwas am Thema vorbei. Mal schauen.

Amüsiert haben mich aber die Spekulationen, wie ich wohl andere Texte bezeichnen würde. Aber lassen wir das…

Und daß der Text zugespitzt formuliert, ist eben dem Unterhaltungsfaktor geschuldet und gut fürs Clickbaiting.

Das scheint ja beim Pöbelmasku-Text hervorragend funktioniert zu haben, wenn man sieht, wie sich Maskulisten und Antifeministen darüber empören und so gar nicht wahrhaben wollen, dass diese „Werner Stahls“ in ihren Reihen existieren.“

Und @ mitm anwortete darauf:

„Beim Hurtz-Papier ist dies völlig anders. Nach meiner Erinnerung zitiert er überhaupt keine Statistik, die die Häufigkeit der Werner Stahls seriös benennen würde, ich kenne auch keine (und bezweifle, daß es eine gibt. Rosenbrock et al. sind keine seriösen Analysen). Werner Stahl ist keine Veranschaulichung trockener Fakten, er ist selber das Faktum, das sich ein Leser zusammenreimt. Die Botschaft, die beim Leser ankommt, hat keine Grundlage, insofern erfindet das Hurtz-Papier das unbewiesene Faktum, Werner Stahl sei ein typischer, repräsentativer Masku.

„…ist Herr Hurtz in seinem Pöbelmasku-Artikel wenigstens so ausgewogen, die Sache nicht nur einseitig zu betrachten“

Von ausgewogen kann keine Rede sein, s. hier meine quantitative Textanalyse.

„Ist es vielleicht nicht genehm, die Schattenseiten des Maskulismus zu beleuchten? Ist Maskulismuskritik etwa ganz allgemein nicht erlaubt?“

Nein, ist erlaubt, und Kritik finde ich sogar gut, wenn was dran ist, kann man nur besser werden. Aber eine so einseitige Darstellung sollte dann auch die Überschrift haben „Die Schattenseiten des Maskulismus“ und nicht so tun, als sei sie ausgewogen. Wenn ich einen Text a la Hurtz über den Feminismus schreiben würde, würde ich 60 % über Solanas mit eine Reihe von Zitaten aus dem SCUM-Manifest schreiben und dann am Rande noch mal 2 Klassiker zitieren, und natürlich #killallmen – das wäre komplett unseriös.

„… so gar nicht wahrhaben wollen, dass diese „Werner Stahls“ in ihren Reihen existieren.“

Das ist den meisten Leuten, mit denen ich in der Blase rund um genderama und alles evo. Kontakt habe, sehr genau bewußt, und man vermeidet jeden Kontakt zu den Werner Stahls. Die Existenz dieser Stahls streitet niemand ab.

Wir hatten uns übrigens vor rund einem Jahr schon mal darüber unterhalten, ob es Sinn macht, bevorzugt auf die Extremfiguren der anderen Seite zu fokussieren – nein – das bringt nichts. U.a. die damalige Diskussion mit Dir und Margret sind ein Grund, warum mir der Hurtz-Text so sauer aufstößt.“

Jetzt also hier weiter.

@ mitm

Werner Stahl ist keine Veranschaulichung trockener Fakten, er ist selber das Faktum, das sich ein Leser zusammenreimt.

Ein Leser hat sich Werner Stahl zusammengereimt?

Nein, ist erlaubt, und Kritik finde ich sogar gut, wenn was dran ist, kann man nur besser werden.

Und wo was dran ist, bestimmt wer? Diejenigen, die niemals Begegnungen mit irgendwelchen Werner Stahls hatten und darum deren Existenz negieren und leugnen? Auch ich selbst hätte zu Hurtz‘ Recherche noch einige gespeicherte Kommentare von Hatern des Schlages Stahl beisteuern können, die mir hier hinterlassen wurden. Aber klar, wer sich mit sowas nie rumschlagen mußte, darf natürlich daran zweifeln, dass es das tatsächlich in nennenswerter Form gibt, und dass das ein Problem sein könnte. Man sollte aber sinnvollerweise besser denen glauben, die ihre Erfahrungen gemacht haben, meinst du nicht? „Was ich nicht kenne, gibts nicht!“ war noch nie ein ernstzunehmendes Argument.

Wenn ich einen Text a la Hurtz über den Feminismus schreiben würde, würde ich 60 % über Solanas mit eine Reihe von Zitaten aus dem SCUM-Manifest schreiben und dann am Rande noch mal 2 Klassiker zitieren, und natürlich #killallmen – das wäre komplett unseriös.

Witzig. Das passiert doch ohnehin dauernd. Und schon weit länger als das Thema in der SZ aufgegriffen wurde. So dauernd, dass es mich längst langweilt. Aber eine antifeministische Extremfigur zu beleuchten, ist dann plötzlich unerhört und „Hetzpropaganda“. Na sowas.

Die Existenz dieser Stahls streitet niemand ab.

Das ist nicht wahr. Es gibt mehrere Äußerungen, dass Hurtz‘ Darstellung für „nicht glaubwürdig“ und Stahl für eine „Erfindung“ gehalten wird. Andere Äußerungen gehen in die Richtung, dass das alles ja sicher nicht ernst gemeint sei. Insgesamt wird also schlicht geleugnet, dass es Menschen da draußen gibt, die den Maskulismus für sich in einer Weise beanspruchen, die menschenverachtend ist. Aber ich sehe zum Glück auch andere Stimmen, die immerhin einräumen, dass Personen wie Stahl durchaus ein Problem sind, wie @ chrima, der da in den Kommentaren bei Schoppe sagt:

„Einer unter vielen Gründen für meinen Rückzug war, dass Leute wie dieser Stahl (mag er nun tatsächlich existieren oder nicht) im Begriff waren die „Masku-Szene“ zu dominieren und einstmals durchaus lesenswerte Foren (ja auch wgvdl gehörte einmal dazu) zu übernehmen.
An Typen wie diesem Stahl herrscht leider kein Mangel.

Eigentlich ein gutes Zeichen, wenn heute einige bezweifeln, dass es diese „Stahls“ gibt und dass sie es Ernst meinen könnten.
Mann sollte aber nie vergessen, dass es sie gibt und sie in ihrer destruktiven Kraft nie unterschätzen.“

Du selbst bezeichnest den ganzen Artikel sogar als „Hetzpropaganda“, was nun wirklich maßlos übertrieben ist, wie sogar deine Maskulismusfreunde bestätigen. Sei ehrlich, dich ärgert doch nur, dass diese Seite des Maskulismus überhaupt öffentlich breit gemacht wird. Und darum lieferst du eine Milchmädchenrechnung darüber, wie gar schrecklich ganze 40% des Artikels Stahl galten. Weiterhin schreibst du:

„Bei den Kolleginnen aus der SZ-Redaktion erzeugt der Text vermutlich nur zustimmendes Nicken, weil er die sowieso vorhandenen Vorurteile bestätigt.“

Wie kommst du darauf, dass es nur Vorurteile sind? Vielleicht sind es auch handfeste Erfahrungen, die du nur einfach nicht kennst, weil du nicht betroffen bist?

Jeder Feministin darf man permanent unterstellen, dass Scum ihre heimliche Bibel sei, aber Maskulismus darf nicht danach bewertet werden, welche Irrlichter sich darunter tummeln? Höchst fragwürdige Einstellung. Sieh es einfach mal so: wer für sich beanspruchen will, dass Feminismuskritik erlaubt sein muß und im Rahmen dessen irgendwelche Extremfiguren hochstilisiert, muß auch akzeptieren, dass der Maskulismus eine ebensolche Kritik erfährt. Alles andere ist Heuchelei.