Eine Frage des Blickwinkels

Es gehört zu einem der größten Vorteilen als Mann, immer im Moment des Scheiterns die Schuld bei Frauen suchen zu können. Keine Karriere gemacht? Frauenquote war es schuld. Keine Frau/Familie abbekommen? Frauen haben zu hohe Ansprüche. Im Job kaputt malocht? Frauen fordern das so von Männern.

Ist auch völlig egal, ob diese Einschätzung von allen geteilt wird, Mann selbst glaubt das und bewältigt so nie wirklich zu 100 Prozent eigenes Scheitern. Wie bequem ist’s doch, andere dafür verantwortlich zu machen.

Bei Frauen ist’s vollkommen illusorisch. Jede Frau scheitert als Frau und nicht, weil sie Frau ist. Dieser Splitter ist so riesig im Maskulismus. Das ist unfassbar. Jede Kritik an Männern ist männerfeindlich. Jedes Scheitern von Männern ist männerfeindlich. Jede kritische Darstellung von Männern ist männerfeindlich.

Maskulismus ist Ausdruck hyperfragiler Maskulinität, die eben außer ihrer Geschlechtlichkeit, welche sie immer überbetont, nichts Identitätsstiftendes anbieten kann. Nichtmaskulistische Männer sind gefestigter. Die beziehen ihre Identität z.B. aus sinnlicher Beziehung zu Frauen oder z.B. durch Kinder. Maskulisten zeichnen sich durch die Abwesenheit dieser beiden Merkmale überwiegend aus.

Ihnen bleibt nichts als ihr Mannsein. Und daher nimmt ihr Mannsein auch so einen hohen Stellenwert ein. Es muss die die innere Leere füllen. Eigentlich traurig.

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Stop erstmal. Wenn du bis hierhin durchgehalten hast: Glückwunsch.

Jetzt sei einen Moment geduldig mit dir selbst und überlege, welche spontane Reaktion in dir beim Lesen hochkam.

Findest du, dass das ein zutiefst männerfeindlicher Text ist? Hattest du das Bedürfnis, deine Empörung über meine schlimme Männerfeindlichkeit in die Tasten zu hauen? Wolltest du diesen Text kopieren und ihn in irgendwelchen Antifemblogs deinen Brüdern im Geiste zum Fraß vorwerfen?

Bitte. Tu das ruhig. Aber sei dir im Klaren, dass dieser Text im Original in einem anderen Kommentarstrang erschienen ist, und zwar exakt so, nur mit umgekehrten Mann/Frau-Vorzeichen. Und in diesem Original wurde dieser Text keineswegs als frauenfeindlich bewertet. Von niemandem.

Und jetzt komme mir nach dieser Aufklärung bloß keiner mit der Ausrede an, dass obiger Text ja überhaupt nicht schlimm sei, und es daher auch am Originaltext nix zu kritisieren gäbe. Wenn ich daran denke, welche antifeministischen Hysterien mir schon für weit harmlosere Texte entgegengeflogen sind…

Es ist halt so. Den eigenen Splitter im Auge sieht man nicht, wenn man nur damit beschäftigt ist, auf andere zu zeigen. Anderen die Feindseligkeit vorzuwerfen, die man selbst zutiefst verinnerlicht hat, ist ein Problem so alt wie die Menschheit. Ein wenig mehr Reflexionsvermögen wäre angesagt.

Maskulist: „ALLE materiellen Transfers laufen in dieser Gesellschaft nur in eine Richtung: VOM Mann ZUR Frau.“

Vor einiger Zeit fand hier eine Diskussion zum Thema „Abteibungsrecht für Männer“ statt. Dort hat sich ein User namens @crumar eingemischt, der in einem Kommentar folgende Aussage fallen ließ:

„denn die materiellen Transfers in diesem Land gehen *immer* in eine Richtung – *vom* Mann *zur* Frau.“

Und kurz danach gleich noch mal wiederholt:

„ALLE materiellen Transfers laufen in dieser Gesellschaft nur in eine Richtung: VOM Mann ZUR Frau.
Und das schon seit mehreren Jahrzehnten.“

Diese Aussage rief natürlich einigen Widerspruch hervor.
Für mich gab es keinen Zweifel daran, dass diese doch sehr absolut und auf primitivsten antifeministischen Niveau gehaltene Aussage die Behauptung impliziert, dass Frauen generell

1. keiner steuerpflichtigen Erwerbsarbeit nachgehen
2. keinen einzigen männlichen H4-Empfänger, geschweige denn einen Partner mitfinanzieren, oder Unterhaltszahlungen leisten
also 3. ausschließlich auf Kosten von Männern leben, also schmarotzen

Dafür spricht die eindeutige Wortwahl „alle“, „immer“, „nur“. Eine „Argumentation“, die mir nur allzu bekannt vorkommt. So wurde schon vor etlichen Jahren im gelben Hetzforum über Frauen hergezogen.

Keine Frage also für einen normal denkenden Menschen, dass diese Aussage so völlig unsinnig und frauenfeindlich ist.

Eine Stellungnahme von @crumar dazu gab es nie.

Nun ergab eine interne Unterhaltung mit einem anderen Kommentator die Frage, ob das nicht auch anders gemeint sein könnte, als es da wörtlich gesagt wurde. Ich wüßte nicht, wie man eine so eindeutige Aussage verwässern und verharmlosen kann, ohne sie inhaltlich zu verdrehen. Meiner Meinung nach tritt hier eine gewisse Grundhaltung zutage, die durchaus frauenfeindlich genannt werden kann.

Da @crumar sich dazu aber nicht mehr geäußert hat, gebe ich ihm auf Empfehlung besagten Kommentators in der internen Unterhaltung (ebenfalls ein Maskulist übrigens, nicht dass jemand auf die Idee kommt, zu behaupten, ein Feminist hätte mich aufgehetzt, @crumar hier vorzuführen, ich kenn ja meine Pappenheimer…) hier noch mal die Möglichkeit, dazu etwas zu sagen und den Eindruck den er hinterlassen hat, zu revidieren. Oder bleibt er bei dieser Aussage so wie sie da steht? Ich habe keine Kontaktdaten von ihm, bin mir aber fast sicher, irgendeiner der hier fleißig mitlesenden Maskulisten und Antifeministen werden ihn darauf aufmerksam machen.

Bin gespannt, ob dazu noch mal was kommt.

mal wieder: Sexistische Werbung

Ich hab mal wieder ein bisschen herumgestöbert und habe ein erschreckend großes Sammelsurium an widerlicher und sexistischer Werbung entdeckt. Zum Teil zwar schon älter, aber eben nach wie vor im Netz abrufbar. Frauen als käufliche Ware, nackte Frauenkörper ohne thematischen Bezug zum beworbenen Produkt, Frauen als rein sexuell verfügbares unterwürfiges Objekt, zum dumm, mit Technik umzugehen – alle Klischees werden wieder mal bedient.
Zur Frage, ab wann Werbung sexistisch ist, gibt die Stadt Zürich einen kleinen Denkanstoß.
Zum allgegenwärtigen Vorwurf, „ob man denn keinen Spaß verstünde, schließlich sei das alles ja nur Satire“, wenn man sexistische Werbung anprangert, hat diese Seite ebenfalls einen Tip:

Humor und Ironie sind positive Elemente in der Werbung. Sie dürfen jedoch nicht als Entschuldigung dafür herhalten, dass Frauen oder Männer in überholten Stereotype abgebildet werden. Falls in einem parodistischen Sinn mit Geschlechterstereotype und Klischees gespielt wird, muss dies auch klar als ein Spiel wahrgenommen werden können.

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Eva Hermann und die Antifeministen

Eva Hermann ist Antifeministin. Und, weil es so schön ins antifeministische Weltbild passt, eine sehr gutaussehende noch dazu. So war lange Zeit das ungeschriebene Gesetz, seitdem ihr Machwerk „das Eva-Prinzip“ 2006 große Diskussionen ausgelöst hat. Maskulisten haben sie verehrt als attraktive Tabubrecherin, als mutige Frau, die sich gegen den feministischen Mainstream stellt und zum Opfer von feministischer Medienhetze erklärt wurde. Es wurde sich solidarisiert, sie wurde in Schutz genommen, als sie von allen Seiten Kritik einstecken mußte und am Ende sogar ihren Job verlor. Ihre Thesen fanden bei Antifeministen breite Zustimmung, ihre Bücher wurden stolz beworben. Kein Wort über ihre Doppelzüngigkeit, über ihre frauen- und männerfeindlichen Äußerungen, ihr Opfergetue, ihre persönliche Lebenssituation, die so meilenweit von dem abweicht, was sie medienwirksam propagiert. Die ganzen letzten Jahre war Frau Hermann DIE hochgehaltene Vorzeigeantifeministin, allen dargelegten Widersprüchlichkeiten zum Trotz. Kritik an Frau Hermann wurde abgetan und abgewunken, kleingeredet und ignoriert. Das große Schild der „Meinungsfreiheit“ wurde schützend vor sie gestellt, ihre Kritiker als Meinungszensoren diffamiert.

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„Deutsche Schlampe“ – Deutschenfeindlichkeit oder Frauenfeindlichkeit?

Ein erneuter Fall von ignorierter Frauenfeindlichkeit.
Welt.online berichtet, dass Familienministerin Kristina Schröder fordert, Deutschenfeindlichkeit stärker zu debattieren. Sie selbst sei schon als „deutsche Schlampe“ beschimpft worden. So weit, so schlecht.

Allerdings frage ich mich, warum soll hier über Deutschenfeindlichkeit diskutiert werden? „Deutsch“ allein ist keine Beschimpfung. „Schlampe“ schon. Aber darüber wird wiedermal kein Wort verloren. Als Schlampe beschimpft zu werden, ist keinen Aufreger wert. Aber „deutsche Schlampe“, das geht gar nicht. Würde sie es überhaupt thematisiereren, wenn sie „nur“ als Schlampe, nicht als deutsche Schlampe beschimpft würde? Oder würde sie eine Debatte über Blödenfeindlichkeit fordern, wenn sie als blöde Schlampe beschimpft worden wäre? Ist diese Frauenfeindlichkeit wirklich schon so weit, dass sexistische Beschimpfungen nicht als solche wahrgenommen werden, wie ich in einem anderen Beitrag thematiert habe?

Leben als Frau – Zuckerschlecken?

Wer hat es eigentlich leichter im Leben? Frauen oder Männer?

Was auf den ersten Blick eine dumme Frage ist, und auf den zweiten eigentlich auch, scheint für manche – zumindest in gewissen ideologischen Kreisen – recht eindeutig: Frauen werden mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und es wird ihnen alles geschenkt, während Männer ihr ganzes Leben lang gegen Unterdrückung und Diskriminierung kämpfen müssen und Opfer der feminisierten Gesellschaft sind.

Fakt ist: Sexismus ist Teil unseres Alltags, und zwar so sehr, dass wir ihn ein Stück weit gar nicht mehr wahrnehmen oder als gottgegeben und natürlich hinnehmen. Aber wen trifft Sexismus stärker? Wer leidet stärker darunter? Per Definition bedeutet Sexismus eine Diskriminierung nur aufrund seines Geschlechts. Wenn wir uns die typischen Geschlechterdebatten anschauen, nehmen sich beide Seiten nichts, wenn es darum geht, den Sexismus gegen das eigene Geschlecht besonders hervorzuheben. Ok, das ist nachvollziehbar. Nicht nachvolziehbar und auch nicht gerechtfertigt ist es, Sexismus gegen das andere Geschlecht als nicht existent, oder bestenfalls noch als harmlos abzutun.

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Jugendliche aus der französischen Provinz – oder die neue alte Frauenfeindlichkeit

„der neue Mann – brutaler Macho?“

Der Bericht auf arte macht mich nachdenklich. Es geht um Jugendliche in französischen Vororten und ihre Vorstellungen zu Geschlechterfragen. Kaum ein Klischee des klassischen Macho-Denkens, über das „wir“, die wir uns als emanzipiert bezeichnen, längst hinweg sind, wird ausgelassen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich beim Zuschauen aus dem Kopfschütteln kaum mehr rauskomme. Wobei mich der Begriff des „Macho“ in diesem Zusammenhang gewaltig stört. Frauenhasser würde es besser treffen.

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