Kurze Story: Eben beim Friseur…

Eine ältere Dame neben mir, die sich eine Dauerwelle machen lässt, hält Smalltalk mit der Friseurin.

„Haben sie den ESC gesehen? Wie finden sie das Lied, das gewonnen hat?“
„Naja geht so“
„Ja ne? Und dann diese Sängerin. So ein komisches Mittelding zwischen Mann und Frau. Ist doch krank sowas. Wie können die sowas gewinnen lassen?“
„Hm, schon komisch“

Mehr habe ich leider nicht mitbekommen, da dann der Fön bei mir angestellt wurde. Aber ich wollte auch gar nicht mehr hören.

Dass Toleranz, Freiheit und die Bekämpfung sexistischer Diskriminierung europaweit in den Medien propagiert wird, heißt noch gar nichts. Im Alltag sind wir noch lange nicht so weit. Aber vielleicht ist es auch nur eine Generationenfrage.

Warum ich Schutzräume habe

Ich lese in letzter Zeit häufiger kritische Artikel zum Thema „Filterbubbles“, also Schutzräume, in denen man sich relativ frei mit Gleichgesinnten bewegen kann. Oft mit spöttischem oder hämischem Unterton, man wolle sich nur in seine eigene Welt zurückziehen und bloooß keine anderen Meinungen zulassen, man könnte sich ja mit Argumenten konfrontiert sehen, denen man nichts entgegenzusetzen hat.
Dazu hab ich folgendes zu sagen. Auch ich habe hier meine „Filterbubbles“. Ich habe einige meiner Artikel unter Passwort gesetzt, das nur wenige MitleserInnen haben. Das hat aber auch seine Gründe. Die eigentlich keinen was angehen. Dort werden z.T. sehr persönliche Inhalte besprochen, die ich nicht der breiten Öffentlichkeit präsentieren möchte, sondern nur Menschen, denen ich ein gewisses Vertrauen entgegenbringe. Und auch manche Mitlesenden teilen sich dort z.T. sehr privat und persönlich mit. Diese sind bei weitem nicht immer einer Meinung mit mir, haben aber soviel Anstand und Respekt, dass man sich in Ruhe miteinander unterhalten kann. Es herrscht also ein gegenseitiges Vertrauen, welches ich sehr schätze. Ich denke, jede der hier in diesen geschützten Bereichen mitlesenden Userinnen wird mir das bestätigen. Und nur darum geht es. Ich sehe daran nichts negatives. Es ist ein gewisser Schutzmechanismus, der der Erfahrung folgte, dass man gewisse Inhalte einfach nicht öffentlich zur Diskussion stellen und besprechen kann, ohne von Menschen angegriffen zu werden, denen jegliche Empathie zu fehlen scheint und sich überall in unpassender Weise reindrängen müssen. Besonders, wenn es Inhalte sind, die mein persönliches Leben betreffen, sehe ich es nicht ein, mich dem auszusetzen.

Das kann man jetzt lächerlich finden und sich damit brüsten, wie tolerant und offen man selbst mit anderen Meinungen umgeht. Nur hat das eine hier nichts mit dem anderen zu tun. Es geht nicht um andere Meinungen, sondern um einen gewissen Schutz meiner Privatsphäre und Anfeindungen, die ich mir schlicht nicht bieten lassen möchte. Punkt.

„Erst das ständige erklären müssen macht uns zu etwas Besonderem“

Wenn sich das Thema darum dreht, ob homosexuelle Paare Kinder haben sollten, ist ein oft gehörtes Argument, dass die Kinder dann die absolute Hölle, z.B. in der Schule durchmachen müssten. Weil sie „anders“ sind. Weil sie „keine richtige Familie“ haben. Weil Homosexualität „anstecken“, und Kinder „verderben“ könnte.
Dass letzteres Unsinn ist, über die Diskussion sind wir längst hinaus.

Dass ersteres nur dann ein reales Problem ist, wenn Kinder einem homophoben Umfeld ausgesetzt sind, das ihnen das Leben zur Hölle macht, und andernfalls gar kein Problem darstellt, zeigt ein Interview in der Süddeutschen Zeitung, wo Kinder aus Familien jenseits klassisch-konservativer Normen befragt wurden.

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Enjoy Difference – Tolerance Day am 8. April

„Tolerance Day“ am 8. April 2011

Unter dem Motto „Enjoy Difference: Start Tolerance“ beleuchtet der Fernsehsender ProSieben am 8. April das Thema Toleranz. Mit Dokumentationen, Reportagen, Tests und einem Spielfilm sollen Zuschauer für das Thema sensibilisiert werden.
Jeder isst gerne italienische Pizza, türkisches Döner, griechische Spieße, chinesische Köstlichkeiten oder Leckerein aus anderen Ländern. Yoga, Tai Chi oder Feng Shui haben ihren Platz im alltäglichen Leben gefunden. Aber wie tolerant reagieren wir gegenüber anderen Weltanschauungen und Bräuchen? Machen wir Unterschiede zwischen den Kulturen bei der Jobsuche? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt des Sendeabends am „Tolerance Day“.

Unterstützt wird das Projekt unter anderem von Aiman Abdallah (Moderator), Daniel Aminati (Moderator) Sara Nuru (Topmodel) und Detlef D! Soost (Tänzer und Choreograph).

Weitere Informationen zum Tolerance Day finden Sie unter:
www.prosieben.de

Quelle