#Pflege: Aushilfen von Zeitarbeitsfirmen

Ein tagtägliches Problem in der Pflege dank des Pflegenotstandes. Wer kennt es nicht. Regelmäßig müssen von außen Aushilfen bestellt werden, weil das übrig gebliebene Stammpersonal den Bedarf nicht abdecken kann. Dann werden Leute von Personaldienstleistern bestellt.

Auf einer Seite eine halbwegs gute Lösung, wenn immerhin mehr helfende Hände im Einsatz sind. Auf der anderen natürlich auch ein zusätzliches Problem, denn diese Leute sind oft fremd auf der Station, kennen die Bewohner nicht, müssen extra eingearbeitet werden. Oft beschränkt sich diese Einarbeitung schlicht aus Zeitgründen auf einen Laufzettel, auf dem die wichtigsten Infos stehen, wer wann wie versorgt wird. In der Regel klappt das einigermaßen. Natürlich bedeutet das immer Streß für alle Beteiligten, denn es stehen immer Fragen im Raum, es muß mehr Hilfe geleistet werden. Aber gut, damit kann man sich arrangieren.

Was mich sehr ärgert und was ich auch nicht verstehen kann, dass auch Leute bei Zeitarbeitsfirmen eingestellt werden, die keine oder nur eine unzureichende Pflegeerfahrung haben. Und die sollen dann eine ganze Pflegekraft ersetzen. Es ist schließlich nicht unsere Aufgabe, die Aushilfen in den Basics der Pflege einzuarbeiten. Das haben die Firmen selbst zu leisten.

Was mich aber noch mehr ärgert, ist ein anderes Phänomen. Ich erlebe es regelmäßig, dass die Aushilfen zu spät, oder gar nicht kommen, ohne Bescheid zu sagen oder ihre Arbeit nicht fachgerecht ausführen, so dass wir immer wieder nacharbeiten müssen. Bewohner sind schlecht oder gar nicht versorgt, Betten schmutzig und nicht auf den Boden runtergefahren, Formulare wie Lagerungs- oder Trinkpläne nicht geführt, Vorlagen nicht gewechselt, Essen nur hingestellt und nicht angereicht, Urinbeutel nicht geleert, Müll nicht entsorgt, wichtige Auffälligkeiten wie Hautveränderungen, Wunden, Essens- und Trinkverweigerungen, Schmerzäußerungen, Durchfälle, Fieber etc… nicht an die verantwortliche Fachkraft weitergegeben. Folge: Im Folgedienst muß eventuell sogar der Notarzt gerufen werden, weil sich der Zustand der Person weiter verschlechtert, aber die Info nicht rechtzeitig ankam und dementsprechend nicht rechtzeitig reagiert werden konnte. Sprich: unzuverlässige Aushilfen können uU lebensgefährlich für die Bewohner sein.

Es gibt viele gute Aushilfen, die immer gern gesehen sind und immer wieder bestellt werden, weil sie einfach gut sind und wissen was sie zu tun haben, keine Frage. Aber bei manchen frage ich mich, was die in der Pflege verloren haben.

Ich habe ja eine Theorie, was hinter so einem unzuverlässigen Verhalten stecken könnte, denn ich glaube nicht an reine Unfähigkeit. Aushilfen werden dann bestellt, wenn die Hütte brennt, wenn dringend jemand gebraucht wird. Ich glaube, dass manche denken „die sind froh, wenn sie überhaupt Hilfe bekommen. Die begrüßen uns erleichtert mit Kußhand, selbst wenn wir 30 Minuten zu spät kommen. Also können wir uns auch was erlauben. Außerdem bin ich nur heute da, und dann sehen die mich nicht wieder. Nach mir die Sinnflut“

Bekräftigt wird diese Vermutung durch ein konkretes Erlebnis. Ich habe mal bei einer Aushilfe angeordnet, dass sie 15 Minuten länger arbeiten soll, weil sie morgens auch 15 Minuten zu spät gekommen ist. Die hat mich angeguckt, als käme ich von einem anderen Stern, schaute dann an mir vorbei Löcher in die Luft und sagte mehr als erstaunt „okaaaay…“. Ich wette, die hat so eine Ansage noch nie bekommen.

Ich erwarte nicht, dass eine fremde Aushilfe perfekt Validationstechniken beherrscht, alle Schränke putzt oder gar Medikamente verteilt (dürfen die gar nicht), oder sonstige Zusatzuarbeiten übernimmt. Aber ich erwarte, dass die Basics laufen. Die verdienen ihr Geld, und das nicht schlechter als wir, also haben die ihre Arbeit auch vernünftig zu erledigen. Wenn ich mir die Zeit nehmen muß, hinter denen herzuarbeiten, kann man sie sich auch sparen, dann kann ich gleich alles allein machen.

Zum Glück ist die Pflegeleitung in der Hinsicht sehr engagiert und verlangt regelmäßig nach einem Feedback, wie die Leute gearbeitet haben. Und das bekommen sie. Positiv wie negativ. Bei schlechtem Feedback kommen die nicht wieder. Das ändert aber leider nichts daran, dass immer wieder andere unzuverlässige Leute kommen.

Ich meine, der Hintergrund ist klar. Der Markt an verlässlichen guten Pflegekräften schwankt von knapp bis leergefegt. Aber kann das eine Rechtfertigung dafür sein, dass Zeitarbeitsfirmen jeden nehmen und in die Heime zu schwerkranken Menschen schicken, der einen Waschlappen gerade halten kann, aber der arbeitet wie er Lust hat und nicht wie er soll?

All das zeigt wieder mal mehr als deutlich. Die Haltung „pflegen kann jeder“ hat gefährliche Pflege zur Folge und kann Menschen töten.

17 Kommentare zu “#Pflege: Aushilfen von Zeitarbeitsfirmen

  1. Das Schärfste, was ich mal erlebt habe: Eine junge Aushilfe kam zum Nachtdienst. Keine 20 Jahre, 2 Wochen Pflegeerfahrung, den 3. Tag in der Zeitarbeitsfirma, noch nie Nachtdienst gemacht. Und die wird auf eine wirklich schwere Demenzstation geschickt, wo viele Leute herausforderndes Verhalten zeigen, mit dem man umgehen können muß. Nicht umsonst gibt es spezielle Demenzschulungen. Übergabe dauerte doppelt so lange, weil sie nicht wußte, wie man Katheterpflege macht, wie man lagert, etc. Bin noch länger geblieben und habe ihr noch einiges gezeigt. Am nächsten Morgen saß sie mit verweinten Augen am Tisch und war am Ende. Die Versorgung der Bewohner war dementsprechend schlecht.

  2. Wenn der Lohn und die Arbeitszeit für Pflegepersonal endlich angemessen (gut) wäre, würden sich auch mehr geeignete Leute qualifizieren. Aber heute ist es ja wichtiger einen Abschluss in BWL zu haben, oder sonst wo den Master zu machen. Meistens in einer unwichtigen „Geschwätz-Wissenschaft“. ZB. Soziologie, Ökonomie, Politologie, Ethnologie, oder eben so was. Völlig überbewertet, überlaufen und unwichtig. Aber dafür Abschluss und Ansehen! Selbstverständlich rennen dort Frauen auch mit. Die sind ja auch nicht dumm. Gutes Salär für Nichts Leisten. Was will man/frau mehr? Diese Entwicklung hat sich bereits vor 20 Jahren abgezeichnet.
    Aber die Blinden sehen halt nicht. Und die Einäugigen haben das Nachsehen.

    • @yvonne52:
      Weil einige die Pflege schlecht bezahlen bzw. diesen Beruf abwerten musst du das jetzt mit anderen Berufen /Abschlüssen um?
      Statt nach dem Motto „Wenn s mir scheiße geht, muss es anderen auch scheiße gehen“ zu handeln, solltest du lieber in die Richtung denken, dass es allen besser geht!

  3. Die verdienen ihr Geld, und das nicht schlechter als wir, also haben die ihre Arbeit auch vernünftig zu erledigen.

    Genau da liegt vermutlich Dein Trugschluss: ich weiß nicht, wie das Gehalts-Verhältnis Zeitarbeiter/Festangestellter in Pflegeberufen ist, ich weiß aber, wie das Verhältnis in der Pharmabranche ist: ein Zeitarbeiter verdient etwa 1/3-1/2 eines Festangestellten. Bei einem Wechsel von Zeitarbeit zu Festangestellter überstieg mein Netto(!)-Gehalt mein Brutto(!)-Gehalt (Brutto und Netto ist nicht verwechselt). Der Schreibtisch war übrigens exakt der gleiche – die Tätigkeit ebenfalls 😉

    Es ist absolute Pflicht eines jeden Zeitarbeiters, bei diesen Gehaltsdifferenzen auch entsprechende (schlechte) Arbeitsqualität zu liefern. Klar ist das für einige unschön – aber es geht nicht anders, damit dieser Sklaven-Halter-Mist endlich aufhört.

    Einige werden da richtig kreativ: der absolute König war der Hansel, der eine komplette Charge Blutzuckermessstreifen versemmelt hat, weil er die Beschichtungsmasse ebendieser Streifen mit blutenden Fingern angerührt hat. Die waren natürlich alle unbrauchbar. Schaden: ca eine halbe Million (Produktionsausfälle, Lieferabriss , Material usw.)

    Was wäre passiert, wenn der (ordnungsgemäß) aufgehört hätte, zu arbeiten? Er wäre heimgeschickt worden, die Verpflegungspauschale wäre gestrichen worden und das Geld am Monatsende wäre ebenfalls niedriger gewesen (weniger Stunden).

    Der hat alles richtig gemacht.
    Well done! 🙂

    • Es ist absolute Pflicht eines jeden Zeitarbeiters, bei diesen Gehaltsdifferenzen auch entsprechende (schlechte) Arbeitsqualität zu liefern. Klar ist das für einige unschön – aber es geht nicht anders, damit dieser Sklaven-Halter-Mist endlich aufhört.

      „Für einige unschön“? oO
      Da können Menschenleben dranhängen!
      Warum hälst du es für legitim, für die Lohnpolitik in Zeitarbeitsfirmen Menschenleben zu riskieren, statt den Protest auf die Schultern zu verlagern, wo er hingehört?

  4. Der Protest gehört auf die Schultern der Arbeitgeber, die diese Ausbeuterei betreiben.
    Ich bin da egoistisch: bevor ich oder meine Katzen am Ende des Monats verhungern, weil ich mit einem Almosen abgespeist werde, darf die fest angestellte Belegschaft ranklotzen und meine Ausfälle (die durch besser bezahlte Nebenjobs durchaus legitim sind) ausgleichen. Ich werde ziemlich unleidlich, wenn ich Kohldampf habe. Und meine Katzen sehe ich auch nicht gerne hungern – ist schon schlimm genug, dass die Zeit, die ich mit denen verbringen konnte, viel zu gering war.

    Ich habe in Zeitarbeitsfirmen gearbeitet, die ausgesprochen unpünktlich das Gehalt überwiesen haben – das ging nach „Banktagen“ (= Arbeitstage einer Bank). Gerade im Frühjahr kommt das Gehalt ewig spät (viele Feiertage). Das führte dazu, dass ein Gehalt, das für einen Monat nicht mal ansatzweise gereicht hat, für zwei Monate reichen musste.

    Ganz ehrlich? Mein Menschenleben ist mir wichtiger.

    Das miese ist ja: dank HartzIV usw. kommst Du da auch nicht drum herum. Du musst sowas annehmen, wenn Du mal in der Mühle drin bist. Und das ist eine Abwärtsspirale: Nebenjobs kosten Zeit, die Dir fehlt, um „was G’scheits“ zu suchen… Da sind Abstriche nötig – und die sind am besten da aufgehoben, der sie verursacht: beim Sklavenhalter (also der Entleiher).

    Du regst Dich zurecht auf – aber Du wirst keinen krepieren lassen (zumal Du die alten Leute ja wohl auch irgendwo ins Herz geschlossen haben wirst – so war es bei mir jedenfalls als Zivi in einem Altenpflegeheim. Ich bin also nicht völlig herzlos.).

    Genau darauf baut dieser „zivile Ungehorsam“ der Zeitarbeiter. Setz Dich dafür ein, dass es sowas nicht mehr gibt – weil es mit Mehrarbeit für Dich verbunden ist. Eigentlich ganz einfach, oder?

    • Im Ansatz hast du Recht damit. Aber ich finde es verantwortungslos und gefährlich, seinen Protest auf Kosten derer zu führen, die sich nicht wehren können, also der pflegebedürftigen Menschen. Wenn du als Leiharbeiter für die Gesundheit von Menschen verantwortlich bist, ist das eine andere Hausnummer, als wenn du in irgendeiner Fabrik am Fließband stehst, in einer Lagerhalle, in einem Callcenter, im Büro, oder wo auch immer Leiharbeiter gern eingesetzt werden, und dort deinen Soll nicht erfüllst. So viel Verantwortungsgefühl sollte man schon haben. Und deine Haltung „dann sollen die Festangestellten eben mehr ranklotzen“ ist deiner Firma am Ende auch egal, damit schaffst du nur unnötige Gräben, wo keine hingehören, nämlich zwischen Leiharbeitern und Festangestellten.

  5. damit schaffst du nur unnötige Gräben, wo keine hingehören, nämlich zwischen Leiharbeitern und Festangestellten.

    Auf die Gräben haben dann vielleicht die Festangestellten keinen Bock mehr. Für den ZA sind die Gräben egal – das Leben am Existenzminimum ist eh schon unschön genug, die Festangestellten sieht man i.d.R. nie wieder (die meisten Einsätze als ZA gehen ja aktuell nur max neun Monate, danach müsste theoretisch das volle Gehalt gezahlt werden, was aber keiner macht)… insofern: Problem der Festangestellten.

    Die werden schließlich dafür bezahlt, Verantwortung für Pflegebedürftige zu übernehmen. Die Übernahme von Verantwortung ist in einem ZA-Gehalt nicht inbegriffen – wenn es so wäre, wäre es nämlich höher 😉

    Übrigens können sich ZA auch nicht wehren gegen diese Mühle. Entweder Du machst den Mist mit oder das Arbeitsamt kommt mit tollen Sanktionen. Da bleibt einem nix anderes mehr übrig, als die Qualität abzuliefern, für die man bezahlt wird. Wer fast nix zahlt, kann auch fast nix erwarten. Ganz einfach.

    Ich habe ja eine Theorie, was hinter so einem unzuverlässigen Verhalten stecken könnte, denn ich glaube nicht an reine Unfähigkeit.

    Mit Deiner Vermutung hast Du sicher recht – nur die Theorie ist m.E. falsch.
    Gib denen eine Festanstellung und Du bekommst zuverlässige Mitarbeiter.

    • Auf die Gräben haben dann vielleicht die Festangestellten keinen Bock mehr. Für den ZA sind die Gräben egal – das Leben am Existenzminimum ist eh schon unschön genug, die Festangestellten sieht man i.d.R. nie wieder

      Stimmt nicht. Die Zuverlässigen werden immer wieder bestellt. Die Schlechten werden aussortiert und kommen nicht wieder. Viele bekommen sogar die Chance auf Festanstellung. Das funktioniert aber nur, wenn das Feedback entsprechend weitergeleitet wird und die Pflegeleitungen darauf reagieren.

      (die meisten Einsätze als ZA gehen ja aktuell nur max neun Monate, danach müsste theoretisch das volle Gehalt gezahlt werden, was aber keiner macht)… insofern: Problem der Festangestellten.

      Die werden schließlich dafür bezahlt, Verantwortung für Pflegebedürftige zu übernehmen. Die Übernahme von Verantwortung ist in einem ZA-Gehalt nicht inbegriffen – wenn es so wäre, wäre es nämlich höher 😉

      Ein beeindruckendes Plädoyer gegen Zeitarbeitsfirmen.

      Übrigens können sich ZA auch nicht wehren gegen diese Mühle. Entweder Du machst den Mist mit oder das Arbeitsamt kommt mit tollen Sanktionen. Da bleibt einem nix anderes mehr übrig, als die Qualität abzuliefern, für die man bezahlt wird. Wer fast nix zahlt, kann auch fast nix erwarten. Ganz einfach.

      Das ist ein anderes Problem, das auch an anderer Stelle gelöst werden muß. Dafür können weder Heime, noch die Festangestellten was.

      Mit Deiner Vermutung hast Du sicher recht – nur die Theorie ist m.E. falsch.
      Gib denen eine Festanstellung und Du bekommst zuverlässige Mitarbeiter.

      Warum sollen die Häuser auf gut Glück Leiharbeiter einstellen? Dann passiert doch genau das, was heute jeder beklagt: es wird jeder genommen, egal ob er geeignet ist. Jeder kann seine Chance bekommen und kann Probearbeiten, Praktika absolvieren, etc
      Der Hase läuft also andersrum, siehe oben. Arbeite zuverlässig und du bekommst eine Chance auf Festanstellung. Oft erlebt. Allein in unserem Team fallen mir spontan 3 MA ein, die vor Jahren als Leiharbeiter im Haus angefangen haben und jetzt fest angestellt sind. Gute Leute.
      Dazu kommt, dass viele LA das auch oft gar nicht wollen. Die finden es offenbar ok, heute hier, morgen da zu arbeiten, ihre Arbeitszeiten selbst zu bestimmen. Ich unterhalte mich öfter mit denen, allein schon um zu hören, was in anderen Häusern los ist. Glaub mir, ich erlebe von einem Extrem zum anderen wirklich alles.
      Ich kann deinen Unmut ja nachvollziehen. Aber du kritisierst an der falschen Stelle, wenn du meinst, du hättest ein Recht auf eine Festanstellung und müßtest auch erst dann ordentlich arbeiten.

    • @onyx;
      „Aber du kritisierst an der falschen Stelle, wenn du meinst, du hättest ein Recht auf eine Festanstellung und müßtest auch erst dann ordentlich arbeiten.“

      Weiß nicht wie das in der Pflege genau aussieht, aber in vielen anderen Bereichen ist sind die Chancen für eine Festanstellung fast null das im Hinterkopf hat, dann stellt sich natürlich die Frage „Warum sich überhaupt bemühen?“. Viele werden das trotz Versprechungen früher oder später bemerkt haben (wenige Arbeitgeber werden ehrlich in der Hinsicht sein, eben genau deswegen) und dies spricht sich dann auch irgendwann natürlich auch bis zu den neueren Zeitarbeitern rum.

      Auf der anderen Seite gibt es in solchen Firmen mit Sicherheit auch einige Deppen und nicht nur Pechvögel. Die vereinfacht ausgedrückt „aus guten Grund“ nirgendwo dauerhaft bleiben konnten, was die Lage für fast alle Beteiligten natürlich nur noch schlimmer macht.

      Ich kenne mich mit eurem Einstellungsystem nicht aus von daher frage ich mich, gibt es einen Grund warum man Stellen statt mit Leihkräften nicht mit einer Festanstellung mit vorheriger Probezeit ersetzen kann? Klingt für mich als könnte das Fähigere mehr motivieren sich zu bemühen, während Unfähige weiterhin rausfallen. Da mir diese Lösungmir allerdings wirklich sehr einfach erscheint, gehe ich davon aus dass ich ziemlich sicher etwas übersehe (kein Sarkasmus).

    • „Aber du kritisierst an der falschen Stelle, wenn du meinst, du hättest ein Recht auf eine Festanstellung und müßtest auch erst dann ordentlich arbeiten.“

      Weiß nicht wie das in der Pflege genau aussieht, aber in vielen anderen Bereichen ist sind die Chancen für eine Festanstellung fast null das im Hinterkopf hat, dann stellt sich natürlich die Frage „Warum sich überhaupt bemühen?“. Viele werden das trotz Versprechungen früher oder später bemerkt haben (wenige Arbeitgeber werden ehrlich in der Hinsicht sein, eben genau deswegen) und dies spricht sich dann auch irgendwann natürlich auch bis zu den neueren Zeitarbeitern rum.

      Chancen für eine Festanstellung gibt es immer. Einfach aus dem Grund, weil immer gesucht wird. Problem ist, dass immer weniger sich mit den angebotenen Konditionen zufrieden geben (was ja verständlich ist). Sei es, dass viele Leute ewig erst mit Befristungen hingehalten werden (wer will sich schon 5 Jahre lang von Jahr zu Jahr hangeln, ohne mal längerfristig was planen zu können), sei es die Dienstplangestaltung, oder schlicht der Verdienst.
      Allerdings halte ich die Frage „warum sich überhaupt bemühen“ in dem Zusammenhang für falsch. Denn wie ich schon beschrieben habe, hat man auch eine gewisse Verantwortung, wenn es um die Versorgung von Menschen geht. Und dass man mit so einer Einstellung wenig Chancen auf eine Anstellung hat, versteht sich eigentlich von selbst.
      Und das hat nichts damit zu tun, einfach treudoof und stoisch alles mitzumachen. Ich habe mehr Respekt vor LA, die sagen, „sorry hab nicht alles geschafft“, wenn das, was sie geschafft haben, ordentlich gemacht wurde. Denn das zeigt Verantwortung.

      Auf der anderen Seite gibt es in solchen Firmen mit Sicherheit auch einige Deppen und nicht nur Pechvögel. Die vereinfacht ausgedrückt „aus guten Grund“ nirgendwo dauerhaft bleiben konnten, was die Lage für fast alle Beteiligten natürlich nur noch schlimmer macht.

      Ich kenne mich mit eurem Einstellungsystem nicht aus von daher frage ich mich, gibt es einen Grund warum man Stellen statt mit Leihkräften nicht mit einer Festanstellung mit vorheriger Probezeit ersetzen kann? Klingt für mich als könnte das Fähigere mehr motivieren sich zu bemühen, während Unfähige weiterhin rausfallen. Da mir diese Lösungmir allerdings wirklich sehr einfach erscheint, gehe ich davon aus dass ich ziemlich sicher etwas übersehe (kein Sarkasmus).

      Leiharbeiter werden nicht dauerhaft bestellt, sondern immer dann, wenn es gerade nötig ist. Das ist auch mal nur für einen Tag zB wegen Krankheitsausfall, oder auch wochenlang in der Urlaubszeit. Und selbst dann kommen jeden Tag andere. Dafür wird niemand fest eingestellt.
      Natürlich ist das auch immer wieder ein Thema das ich auch an den betreffenden Stellen anspreche. Standardantwort: „wir kriegen zu wenig Bewerbungen“. Was ich aber nur für einen Teil der Wahrheit halte. Die ganze Wahrheit ist eher, wie schon oben gesagt, dass viele zu anderen Konditionen arbeiten wollen. Oder auch, dass sich eben auch viele bewerben, die schlicht nicht geeignet sind.

    • Leiharbeiter werden nicht dauerhaft bestellt, sondern immer dann, wenn es gerade nötig ist.

      Und genau das habe ich eben anders erlebt. Einsätze von einem halben Jahr (und zwar von vorneherein)? Üblich, in meiner Branche sogar schon „normal“. Und wenn das halbe Jahr rum ist, wird verlängert. Mittlerweile ist das auf neun Monate begrenzt (dann muss das Gehalt an Festangestelle angeglichen werden, was aber niemand macht), Da wird (irgendwo logisch) nicht der ZA übernommen, sondern der nächste eingestellt.

      Mag sein, dass das bei Dir in der Pflege anders ist – aber ich kenne das eben völlig gegenteilig.

      Und sorry: für sowas übernehme ich keine Verantwortung. Nichtmal ansatzweise. Da ist mir auch die Branche egal.

      Dann passiert doch genau das, was heute jeder beklagt: es wird jeder genommen, egal ob er geeignet ist. Jeder kann seine Chance bekommen und kann Probearbeiten, Praktika absolvieren, etc

      Ja kann man. Und schön blöd, wenn man es tut. Probegearbeitet habe ich genug – da war ich noch jung und naiv. Mittlerweile kann ich mir sowas einfach nicht mehr leisten.

      Übrigens: ich habe in so einem gewissen Unternehmen nahezu jeden Job über ZA selber gekündigt. Mittlerweile arbeite ich für den Laden immer noch – jedoch nicht als ZA sondern als „Consultant“ – das ist zwar etwas hochtrabend, aber egal 😉

      Die Krönung war, dass ich von so einem Abt.-Leiter zusammengefaltet wurde, weil ich mich erdreistet habe, zu kündigen (damals hatte ich den Dreh noch nicht so ganz raus, wie man schlecht arbeitet. Schlecht arbeiten ist sogar fast schwieriger, als sein normales Pensum zu leisten. War auch eine interessante Erfahrung. Aber: schlauen Leuten fällt es leichter, sich doof zu stellen als umgekehrt. 😛 )

      Dazu kommt, dass viele LA das auch oft gar nicht wollen. Die finden es offenbar ok, heute hier, morgen da zu arbeiten, ihre Arbeitszeiten selbst zu bestimmen.

      Dass jemand nicht will, habe ich einmal erlebt: der Typ wurde unterhaltstechnisch von seiner Ex ausgenommen. Der hat einfach nicht mehr gearbeitet, weil er das Geld eh komplett abgeben durfte, damit das seine Ex verprassen konnte.

      Die Arbeitszeiten selbst bestimmen? Das kenne ich nun auch wieder anders: Am Abend vorher kommt gegen 21:00 Uhr ein Anruf, dass man am nächsten Tag in Unternehmen X zur Frühschicht zu erscheinen hat. Sowas habe ich genau zweimal abgelehnt (ist einfach ein bisschen kurzfristig) – danach AA mit (logisch) Sperre. War für mich in dem Fall eine Überbrückung, insofern war es egal. Mache ich aber auch nie wieder, dass ich mir wegen zwei Monaten „irgendeinen“ Job suche, weil ich keinen Bock auf das AA habe. Der Mist dieser ZA-Klitsche hat seinesgleichen gesucht.
      Dann lieber Erspartes anknabbern oder eben doch AA – die machen wegen zwei Monaten i.d.R. nämlich nix 😉

      Die Zuverlässigen werden immer wieder bestellt.

      Man könnte sie auch fest einstellen, wenn man sie immer wieder braucht. Ob jemand was taugt, merkt man ja auch in der Probezeit. Wozu noch ZA?

  6. Manchmal liegt es auch an den Zeitarbeitsfirmen, die nicht passendes Personal zu vermitteln versuchen!

    Meine Tochter hatte damals lediglich einen Kurs zur Betreuungskraft (87 b) und war bei verschiedenen ZA-Firmen arbeitsuchend gemeldet.
    Es kam ein Anruf, dass sie sich „hier und da“ als Pflegehelfer melden solle – die würden grade suchen.

    Da meine Tochter nicht da war und ich das Telefonat annahm informierte ich den guten Mann, dass Pflegehelfer – auf Nachfrage verdeutlichte er, dass er Altenpflegehelfer meinte – ein geschützter Titel sei, den meine Tochter nicht führen würde und sie diese Arbeiten, die dort gefordert würden, nicht ausführen könne.

    Er wurde recht patzig, meinte, dass meine Tochter wohl nicht arbeiten wolle und dass eine Meldung an das Jobcenter folgen würde.

    Ich / wir sahen dem gelassen entgegen, denn wir meldeten das selbst dem Jobcenter – eine Sanktion bekam meine Tochter nicht.

    • Selbst wenn deine Tochter diesem glorreichen Tipp gefolgt wäre, wäre es spätestens die Aufgabe der jeweiligen Einrichtung gewesen, sie darauf hinzuweisen, dass das nicht geht.
      Wobei es natürlich die Möglichkeit gibt, sich durch diverse Qualifikationen durchzuarbeiten. Wir hatten auch Betreuungskräfte, die berufsbegleitend die Ausbildung zum Pflegehelfer gemacht haben. So manche Heimleitung hat eine ähnliche Karriere hinter sich.

  7. Tja, und der Schlußsatz ist sooo typisch:

    Dass ich zum Schluss einen Anschiss bekam, weil ich einer anderen Bewohnerin eine zu teure Vorlage verpasst hatte, die nur in der Nacht angelegt wird, setzte dem Ganzen für mich die Krone auf.

    Das machste einmal, zweimal, vielleicht zehnmal… und dann ist es sch***egal.
    Engagement in der Zeitarbeit lohnt sich einfach nicht.

    Übrigens ähnlich auch schon erlebt (in der Anfangszeit als ZA). Da schafft man engagiert, und wird trotzdem nicht übernommen, weil sich Festangestellte (Achtung, O-Ton) „bedroht fühlen“.
    Das ist – übrigens in Bezugnahme auf Deine Bemerkung mit den „überflüssigen Gräben“ – die Kehrseite: Festangestellte können das auch. Und die sind in der stärkeren Position.
    Besser arbeiten oder verantwortungsvoller arbeiten ist als ZA eine ganz schlechte Ausgangsbasis…

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