Gibt es eine Vorschrift, sich belästigt fühlen zu müssen?

„Anne Nühm“ hat unter diesem Text wiedermal einen Kommentar gepostet, der einfach inhaltlich nicht stimmt, und dem ich wiedermal widerspreche. (Wenn sie meine Verlinkung in den Kommentaren freigibt, wird es sicher wieder den einen oder anderen geben, der sich darüber echauffiert und mich beleidigt. Kennen wir ja schon. Was solls. ^^)

Und zwar sagte sie folgendes
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Sie behauptet, „dass ein paar laute hysterische Stimmen für alle Frauen festlegen wollen, dass Grabschen grundsätzlich unerwünscht wäre, und eine strafbare Handlung aus einem unbedachten harmlosen Reflex machen“

Das stimmt natürlich nicht. Ich vermute, sie bezieht sich auf die Gesetzesänderung „Nein heißt Nein“, die das sogenannte Grabschen als Straftatbestand ausgeweitet hat. Zu behaupten, dass einige wenige „für alle Frauen“ irgendwas festlegen wollen, ist schon deswegen falsch, weil niemand Frauen verbieten will, grabschen toll oder zumindest harmlos zu finden. Wer sich gern begrabschen lässt, kann das selbstverständlich weiterhin so sehen und die Grabscher toll finden. Wer sich aber nicht von jedem dahergelaufenen Hans begrabschen lassen will, und sich davon belästigt fühlt, hat natürlich das Recht, die Belästigung als eine solche zu benennen und nicht als „unbedachten Reflex“ zu verharmlosen. Es ist also nur eine Möglichkeiten für all diejenigen, die das eben nicht toll finden, und die Grabscher, die für ihre Belästigung bisher aufgrund fehlender juristischer Voraussetzungen nie belangt werden konnten, zur Verantwortung ziehen möchten. Wie realistisch das umsetzbar ist, steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt.
Dass aus jedem „unbedachen harmlosen Reflex“ eine strafbare Handlung gemacht werden soll, ist nur ihre persönliche Interpretation.
Wovor hat sie denn Angst, wenn sie doch meint, dass die meisten Frauen ein wesentlich entspannteres Verhältnis zum Grabschen haben als die ach so hysterischen Feministinnen? Was soll passieren? Dass die so toll entspannten Frauen plötzlich jeden Grabscher anzeigen müssen?

„Ich möchte mir nicht vorschreiben lassen, ob ich mich belästigt zu fühlen habe, wenn ich es tatsächlich ok oder angenehm finde“

Tipp: Muß sie auch nicht 🙂
Alledings sollte sie vielleicht bedenken, dass es andere Frauen nicht ok oder angenehm finden.
Oder hat sie Angst, dass sie nicht mehr begrabscht wird, weil sich keiner mehr traut? Ja das sind natürlich tragische Schicksale… 😦

11 Kommentare zu “Gibt es eine Vorschrift, sich belästigt fühlen zu müssen?

    • Ich finde meinen Hintern auch ziemlich heiß. Nur muß ich das nicht in Blogartikeln betonen. Ich weiß das auch so 🙂

      Im Übrigen finde ich die Haltung „grabschen ist nur ein unbewußter Reflex“ schon fast männerfeindlich. Männer sind doch keine reflexionsunfähigen Primaten, die auf Bäumen leben. Im Gegenteil sind Männer doch wohl intelligent und ihres Handelns sehr wohl bewußt genug, um genau zu wissen, was sie tun.

  1. Was.für.eine.gequirlte.Scheiße.

    Sorry, dass ich so unsachlich werde – ist eigentlich nicht meine Art.

    Überall und schon seit vielen Jahren, wo es Gang und Gebe ist, dass Frauen in Wirklichkeit betatscht werden wollen, es ja Schlimmeres gibt, es ein Kompliment war, frau nicht so empfindlich/zickig/prüdfe etc… sein soll, selbst schuld sind – oder zumindest eine Mitschuld tragen oder in Wirklichkeit haben sie gelogen. Wenn alle Stricke reißen sollten.

    Seit Jahren kämpfen Menschen dafür, Opfern eine Stimme zu geben, sie ernst zu nehmen und das Problem publik zu machen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Von juristischen Reformen mal ganz zu schweigen.

    Und dann blubbert diese Frau etwas von „Reflexen“ (was bitte sollen das für welche sein?) und dass die meisten Frauen das ja gaaaar nicht so schlimm finden(komisch, da kenne ich wohl die falschen Frauen) und diese bösen hysterischen Schnepfen den Frauen einreden wollen, wie böse Grabschen-äh, dieser „Reflex“ ist und sie zu Opfern machen.

    Für sie ist es ein Kompliment, wenn Menschen ihr unaufgefordert einfach an den Hintern fassen? Von mir aus, fein, kann sie ja so sehen.

    Aber die Meisten finden das nicht so knorge. Viele haben sich bloß daran gewöhnt. Und die wollen auch keine Opfer sein – werden sie aber. Von Menschen, die solche duibiosen „Reflexe“ haben. Und diese Opfer – Frauen wie Männer und was es alles noch dazwischen gibt genauso – haben das Recht, als Opfer ernstgenommen zu werden und sich nicht einreden lassen müssen, dass es die Meisten ja angeblich nicht so schlimm finden und deshalb ist das ja nicht sooo schlimm und sowieso und überhaupt und haste nicht gehört.

    Grmpf.

  2. Reflexe. Das ist witzig 😀 😀 😀 Ein „Reflex“ ist der Patellarsehnenreflex. Oder der Lidschlussreflex.
    Wenn man vor Gericht behauptet, es sei ein „Reflex“ gewesen, wenn man den Bierkrug auf dem Haupt desjenigen zerschellen lässt, der einem auf den Hintern grapscht, wird der Richter lachen. Und man wird trotzdem wegen gefährlicher Körperverletzung bestraft. Dasselbe gilt natürlich auch für das Hintern-Grapschen. Das hat nicht im Geringsten was mit „Reflex“ zu tun. Es ist keine unwillkürliche Bewegung, geboren aus einem Nervenreiz.
    Wenn man schon so eine analytische, kühle Physikerin ist, dann sollte man sich doch ein bisschen mit den Begriffen befassen, die man verwendet …

    Irgendwie wirkt sie auch ein bisschen wie Methusalix aus den Asterix-Heften. Die Folge, wo Automatix, der Schmid, Verleihnix, den Fischverkäufer verhaut, obwohl Methusalix ihn beleidigt hat, und nicht er, und als dieser ihn fragt, warum, meint: „Ich kann doch dieses alte Wrack nicht schlagen!“ Und Methusalix, sauer, weil er als alt bezeichnet wurde, darauf: „Ich will dass man mich schlägt! Ich habe ein Recht darauf, dass man mich schlägt!“

    • Wenn man schon so eine analytische, kühle Physikerin ist, dann sollte man sich doch ein bisschen mit den Begriffen befassen, die man verwendet

      Sollte man das nicht sowieso immer tun? Ich meine, wissen wovon man redet? Ich weiß, das ist irgendwie uncool. Viel geiler ist es, verschwurbelte fancy Formulierungen oder provokante Beleidigungen zu verwenden, damit es irgendwie vom nicht vorhandenen Inhalt ablenkt. Nur blöd, wenn andere checken, dass nur lauwarme Luft dahinter steckt.

    • Natürlich. Aber ich finde, wenn man sich die Logik und Analytik schon so auf die Fahne schreibt, kommt es halt doppelt peinlich rüber, wenn man nicht mal weiß, was ein Reflex ist.

  3. Danke für den Artikel. Ich verstehe diese Aussage auch nicht. Wer sich nicht belästigt fühlt, wird ja nicht gezwungen, nun anzuzeigen. Anders als Vergewaltigung ist „Grapschen“ ja kein Offizialdelikt, das verfolgt werden müsste. Es steht Anne Nühm also auch weiterhin frei, sich begrapschen zu lassen.

  4. Die Person „Anne Nühm“ ist eine Geschichten-Erzählerin mit einem virtuellen Geltungsbedürfnis, das zum Himmel schreit. Ihre Bestätigung holt sie sich mit solchen und ähnlichen Blog-Beiträgen (siehe auch Pflegeberufe). Kommt man dann mit Gegenargumenten, die ihr nicht gefallen, oder Kritik, die sie nicht hören will, reagiert sie entweder zickig, beleidigt oder auch großtönend und selbstherrlich. Man kann nur den Kopf schütteln über so viel Soziopathie.

  5. Pingback: Antifeministische Heuchelei: Austeilen und Einstecken | Gedankensalat...

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